Skandal um Mr Gay Germany Rauswurf bei Joyn

Der Faktencheck

Mitte März veröffentlicht AboutAdam einen Film über den Gewinner der aktuellen Mr Gay Germany Wahl. Nur wenige Tage später läuft der Link zur Sendung beim Streamingdienst Joyn ins Leere.
Was ist geschehen?
Joyn veröffentlicht eine Erklärung in Form einer Instagram-Story. Haltbarkeit: 24 Stunden.
Darin heißt es:
Leider gibt es inzwischen Zweifel am fairen Ablauf des Auswahlprozesses…
und weiter
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, MR GAY GERMANY vorerst aus unserem Streaming-Angebot zu entfernen.

Um welche Zweifel es sich da handelt, wollen wir genauer wissen. Auf unsere Interviewanfrage schickt Joyn nur den bereits bekannten Text. Und den Hinweis, keine weiteren Fragen beantworten zu wollen. Auf meine Bitte, mir dieses Statement per Skype in die Kamera zu sprechen, kommt die endgültige Absage: Derzeit sehen wir von etwaigen Skype-Interviews ab.Nur wenige Stunden später erscheint in der BILD ein Artikel über den Rauswurf aus der Joyn Mediathek.
Darin heißt es unter anderem: Kandidaten und Produktionsmitarbeiter erhielten einen Fragenkatalog.
Diese Fragen liegen der AboutAdam Redaktion vor. Der Hauptvorwurf: Gewinner Lukas sei sowohl mit Mr Gay Germany CEO-Patrick Dähmlow als auch mit Teilen der Jury bereits vor der Produktion befreundet gewesen. (Die Statements von Patrick sowieso von einigen Jury-Mitgliedern könnt ihr in unserem Filmbeitrag hören:  


Als Beweis für die Schummelerei bei der Punktevergabe gibt das Joyn-Recherche-Team dieses konkrete Beispiel an: Sechs Punkte stehen für Danny auf dem Auswertungsbogen. In der Sendung wird aber die Zahl 9 für ihn genannt.In Wahrheit ist es aber so: In der Sendung werden die individuellen Punkte, die jedes einzelne Jury-Mitglied vergibt, genannt. Auf dem Auswertungsbogen ist aber die zusammengerechnete Endpunktzahl veröffentlicht.Aber woher kommen diese Vorwürfe? Beim Instagram-Live-Chat von Lukas wird der Name Alvin genannt.Auch von Alvin wollten wir genaueres wissen.Auch er verweigert ein Interview und schiebt „Verträge“ als Grund vor. Durch den Vertragsbruch von Joyn dürften jedoch alle nachrangigen Verträge ihre Gültigkeit verloren haben.
Direkt nachdem Lukas als Gewinner ausgerufen wird, werden sofort Stimmen zum Beispiel bei queer.de laut: Lukas hat nur gewonnen, weil er der Schönste ist. Damit bedient sich das Szenemagazin an einem gesamtgesellschaftlichen Vorurteil: Entweder schön ODER schlau.Ein zu schöner Lukas war sicherlich nicht der Grund für Joyn, Mr Gay Germany aus der Mediathek zu kicken. Für ein 10-teiliges Originals-Format haben die Münchener mindestens einen mittleren 6-stelligen Eurobetrag hingelegt. Bei 90 Millionen Jahresverlust 2021 dürften dies keine Peanuts sein.Mein persönlicher Verdacht: Viele Joyn-Stamm-User haben sich über den „Fremdkörper“ im ansonsten extrem auf heterosexuelle Männer ausgerichteten Programmangebot beschwert. Lukas jedenfalls will sich nicht unterkriegen lassen. Bereits am Tag nach der Löschung aus der Mediathek ging’s für ihn nach Stolberg. Dort sprach er mit dem Bürgermeister über die Bekämpfung von transphober Gewalt.